Donnerstag, 09.04.15: 1. Seetag, 475 Meilen (880 km) bis Malaga

Ich habe trotz des leichten Schaukelns wunderbar geschlafen. Schnell einmal auf den Balkon, ich liebe es ja, aufs Meer zu schauen, da kann ich am besten abschalten, daher ist für mich eine Balkonkabine mittlerweile ein unbedingtes Must have geworden. 

Heute ist Seetag - ich aber habe bis mittags schon einmal ordentlich Programm! Zunächst gehe ich oben im Sportbereich auf den Crosstrainer (CT), dann gibt es 45 Minuten deep work mit Antonia. Die eine oder andere Übung können wir allerdings nicht machen, der leichte Wellengang hindert uns. Übrigens:  Ich habe damit bisher keine Probleme, ist auch nicht wirklich viel, aber es gibt schon Mitreisende, denen heute nicht so gut ist.

Um 10.30 Uhr habe ich mich zur Küchenführung angemeldet, um einmal ein Blick hinter die Kulissen zu werfen. Hier treffe ich Marcel und Karo wieder. Schnell noch ein Foto in der Hygienekleidung gemacht (sonst dürfen wir während  der Führung keine Bilder machen) und dann gehts los. Andreas -  Küchenmeister in der Großküche -- zeigt uns zunächst die kleine Rossiniküche,  wo für ca. 80 Gäste am Tag gekocht wird. Rossini ist ein Gourmet-Restaurant an Bord, hier gibts diverse Menüs, die auch extra gezahlt werden müssen.

In der Großküche, die alle Buffetrestaurants an Bord mit Essen versorgt, erfahren wir, dass jeder Koch für einen bestimmten Bereich zuständig ist, d.h. der eine kümmert sich nur um das Fleisch, der nächste nur um den Fisch, ein anderes Team ist für Vorspeisen, das nächste für die Desserts zuständig. Alles genau eingeteilt, und es wird auch rund um die Uhr gearbeitet, d.h. die Nachtschicht bereitet vor und dann am Tag werden die diversen Gerichte frisch gekocht. 

Immer wieder interessant sind die Zahlen, die Andreas uns nennt: 3.000 Brötchen und 2.300 Brote werden u.a. täglich frisch gebacken. Auch die Kuchen und Torten für die nachmittägliche Kaffeestunden werden hier in der Backstube hergestellt. 22.000 Eier (nur für Rühr- und Spiegelei!) sind bestellt worden.

Wir erfahren auch mehr über die hohen Hygienestandards, die in der Küche eingehalten werden müssen. Es sind MA aus 28 Nationen beschäftigt und es wird streng auf die Einhaltung der maximalen Arbeitszeit von 10 Stunden pro Tag geachtet - eventuelle Überstunden müssen ganz schnell  wieder durch Freizeit abgebaut werden. 

Die Lebensmittel für unsere 14-tägige Reise sind bereits vor 2 Monaten geordert, dann in Container in Palma angeliefert und auf 22 (!) LKW's zur AIDAdiva gebracht worden. Sollte einmal für ein bestimmten Themenabend noch etwas benötigt werden, geht der Kühenmeister mit seinem Koch auch mal in einem der Häfen auf den Markt und kauft ein, was auf unserer Reise einfach ist. In anderen Gegenden, wie z.B. Arabische Emirate, gestaltet sich das schon ein wenig schwieriger. 

 

Nach einer kleinen Stärkung mit Sekt und Häppchen bringt Andreas uns über Treppen und Aufzüge (diese werden sonst ja nur von der Crew benutzt und wir wissen zwischenzeitlich gar nicht mehr, wo wir uns so ungefähr auf dem Schiff befinden!) auf Deck 3 zum 1. Proviantmeister Kai. Von ihm erfahren wir alles über Bestellung, Lagerhaltung etc. von Proviant. 

Wir bestaunen riesige Bierfässer, das Bier wird hier tatsächlich über eine Zapfanlage direkt in die Bars geleitet, und 1.500 l Weinfässer, aus denen dann der Wein in Karaffen für die Restaurants abgefüllt werden. Letzteres muss natürlich mit zeitlichem Vorlauf erfolgen, damit der Wein auf seine richtige Temperatur kommt.  

Wahnsinn, was in den diversen Lagerräumen (Käse, Milchprodukte, Softdrinks, Haushaltsartikel, Softdrinks etc.)  alles an MENGEN zu finden ist. OK, wir sind ja auch noch ganz am Anfang der Reise, in 2 Wochen sollten die Räume so gut wie leer sein, wenn die Planung richtig war. Kai erläutert auch,  wie so bestellt wird und worauf man dabei achten muss. Ganz wichtig ist dabei, was ist für ein Publikum an Bord? Sind Ferien und damit viele Kinder da, braucht man mehr  Pommes, Nutella und Spaghetti als jetzt auf unserer Reise, wo der Altersdurchschnitt sehr hoch ist und nur 35 Kinder dabei sind. 

Dann habe ich noch gelernt, was ein "Kaltabsteiger" ist. Es konnte sich keiner etwas darunter vorstellen. Ganz einfach: absteigen bedeutet runter von Bord, kalt bedeutet nicht mehr lebendig.

Kaltabsteiger = Personen, die auf der Reise  versterben. Ist leider ab und an Realität und makaber: man einer tritt so eine Reise aus genau diesem Grund an, weil er/sie auf See sterben möchte. 

Auch für deren Lagerung gibt es in Kai's Bereich in einem der Räume  eine entsprechende Kühlmöglichkeit. 


Fazit: Eine Küchenführung (Dauer: 2,5 Stunden) muss man mal mitgemacht haben, man erfährt so viel von den Vorgängen etc., die hinter den Kulissen stattfinden und wo wir uns als Passagiere überhaupt keine Gedanken drüber machen, 

Die Kaffee- und Kuchenstunde im Marktrestaurant sehe ich jetzt auch mit anderen Augen und bewundere die vielen frisch hergestellten Köstlichkeiten, die ich heute mittag noch in der Großküche geschnuppert bzw. habe entstehen sehen. Ich unterhalte mich kurz mit Tom's Kabinenteilerin Caro (mit "C") darüber, bevor ich noch die Restsonne auf meinem Balkon genieße.


An Bord gibt es zu jedem Hafen auch eine Ausflugspräsentation der AIDA-Scouts. Obwohl ich ja keinen organisierten Ausflug gebucht habe, erfährt man hier auch Nützliches, was sich lohnt anzusehen, wenn man auf eigene Faust unterwegs ist. Heute wird über Cadiz informiert, unseren übernächsten Hafen.


Nach dem Abendessen steht heute die Elvis-Show "All Shoock up" der AIDA-Stars im Theatrium an, die wieder sehr unterhaltsam und toll anzusehen ist. Dabei treffe ich Helga wieder und wir lassen den Abend bei einem Cocktail an der AIDA-Bar ausklingen. Morgen wollen wir zusammen Malaga entdecken.