Hornsund und Gashamna

Nun sind wir also in der Region Spitzbergen und dazu passend erfahren wir im Vortrag unseres Experten Heinz Strathmann mehr über dieses norwegische Archipel. Es besteht zu 60 % aus Gletschern, wir sind hier näher am Nordpol (!) als an der Hauptstadt Oslo und die Durchschnittstemperatur im Sommer (ist ja nun) beträgt 5 Grad. Kurz nach dem Vortrag meldet die Brücke: Buckelwale voraus! Wir springen schnell in unseren dicken Parka und mit Fernglas und Handy geht es auf den nature walk.  Mehrere Buckelwale machen uns ihre Aufwartung, doch nicht nur Blas-Sichtungen, sondern auch Flukenspiele und vereinzelte Sprünge sorgen für Begeisterung. Was für ein fantastischer Spitzbergen-Auftakt! Unser Kapitän dreht bei, um allen erst auf Backbord, später auf Steuerbord die beste Position zum Beobachten und Fotografieren zu ermöglichen. Kurz darauf erreichen wir den Hornsund, einen Fjord etwa 45 km nördlich des Sørkapp an der Westseite der Südspitze von Spitzbergen. Er ist zwischen 2 und 11 km breit und reicht etwa 25 km ins Landesinnere. An seinem Ende befindet sich der Hornbreengletscher und die Hanseatic nature fährt bis zur zur sogenannten Soft-Eisgrenze heran, weiter dürfen wir nicht. Macht nichts, für mich ist der Anblick dieser Natur unbeschreiblich faszinierend mit Bergen, Schnee und Gletscherzungen sowie dem Eis. Auf dem Weg zu unserem Liegeplatz in Gashamna im südlichen Hornsund werden wir erneut von einigen Belugawalen begleitet. Ich glaube, die freuen sich, dass mal wieder ein Schiff vorbeikommt..

Dick eingepackt bei 2 Grad setzen wir im Zodiac hinüber auf die Landzunge. Schon 200 m weiter stoßen wir auf die kulturellen Überbleibsel aus der Walfängerzeit: kleine Hügel, die mit riesigen ausgeblichenen und teils vermoosten Walknochen übersäht sind. Diese ältesten Spuren menschlicher Aktivität in Gåshamna stammen aus der Zeit um 1600 bis 1700. Die Erderhebungen bildeten damals die Basis für das Blubberkochen, also der wertvollen Waltrangewinnung durch das Auskochen von Walspeck in Kesseln und Öfen. Rund um diese ehemaligen Trankochhügel hat sich ganz im Gegensatz zu dem sonstigen grauen Geröllboden einen dunkelgrüne, weiche Moosschicht gebildet. Grundlage für dieses ungewöhnliche Wachstum bildeten tausende von Litern Tierblut und Fett, das über die Jahrhunderte ausgeschüttet wurde, erfahren wir von den Experten. Noch mehr Infos gibt es im HanseAtrium später auf dem Schiff im "ReCap", der Rückschau auf den heutigen Tag. Und wir erfahren im "PreCap", was morgen so geplant ist, ganz nach dem Motto dieser Expeditionsreise: Täglich das Nichtalltägliche.

Nach dem leckeren Abendessen nimmt uns Udo Zöphel mit auf sein Abenteuer von 2020. Da hat er an der  größten Arktis-Expedition aller Zeiten – MOSAIC – teilgenommen, und zwar als Eisbärwächter an Bord der Polarstern. Wir bekommen Einblick in die Strapazen der wissenschaftlichen Arbeiten, den permanenten Kampf gegen die Kälte, die Herausforderungen der Dunkelheit und die körperliche wie mentale Erschöpfung der Teilnehmer. Mit stimmungsvoller Musik unterlegte Videos lassen uns diese Zeit nochmals auf ganz andere Art nachempfinden - sehr eindrucksvoll!

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