Poolepynten und Alkhornet

Der letzte Expeditionstag dieser "schrecklichen" Reise ist angebrochen. Und wieder geht es vor dem Frühstück raus in die Zodicacs, um auf die unbewohnte flache und nur 1,5 km lange Landzunge Poolepynten an der Ostküste des Prins-Karl-Vorlands zu gelangen. Hier lebt eine größere Kolonie von Walrossen. Die meisten liegen faul am Strand, andere nehmen ein morgendliches Bad im Wasser. In kleinen Gruppen „pirschen“ wir uns an und sind angehalten, unsere Gesprächslautstärke zu reduzieren. Noch wenige Schritte und ein faszinierender Anblick eröffnet sich uns. Um die 50 Tiere haben es sich in einer Sandkuhle am Strand gemütlich gemacht und kuscheln sich eng aneinander. Die animalische Geräuschkulisse ist großartig. Ein dauerndes Stöhnen, Ächzen und Grunzen tönt zu uns herüber, denn wir halten etwas vierzig Meter Abstand zu den Tieren, um sie nicht zu stören. Die furchterregenden Stoßzähne sind sehr gut zu erkennen. Auch olfaktorisch ist der Besuch der Kolonie beeindruckend - es stinkt ganz gewaltig! Zurück an Bord stärken wir uns zunächst beim späten Frühstück, mittags erfahren wir interessante Einblicke ins Schiffsleben beim Hanseatic  nature Talk mit Kreuzfahrtdirektorin, Kapitän und Hotelmanager. 

Am Nachmittag steht die letzte Anlandung unserer Reise an. Etwas früher als geplant erreichen wir den kleinen Fjord Trygghamna, der „sichere Hafen“, mit dem 60 m hohen Berg Alkhornet. Es verspricht eine bunte Mischung aus allen Landschaftselemente zu werden, weshalb der Ort umgangssprachlich „Spitzbergen in einer Nussschale“ genannt wird. Hohe Berge, tiefe Fjorde, Strände und Tundra mit teilweise dichterer Vegetation bieten ein vielseitiges Habitat für Rentiere, Polarfüchse und Vogelkolonien. Dazu sind historische Relikte verschiedener Epochen vorzufinden. Letztere gehen bis zu den Anfängen der Walfängerei im 17. Jahrhundert zurück. Die letzte Zodiacfahrt auf dieser Reise ist etwas schaukeliger, aber wie immer schützen uns die Regenhose, kombiniert mit den schicken Gummistiefeln. Der Weg hoch hinauf auf den Berg ist steinig und steil, aber die schöne Aussicht die Landschaft bis hin zur russischen Polarstation von Barentsburg entschädigen uns gleich darauf. Wir entdecken weiß und gelb blühende Pflanzen am Wegesrand und sehen weiter unten am Berg mehrere Rentiere. Nach 1,5 Stunden Aufenthalt bringt uns das Zodiac wieder zurück zur Hanseatic nature. Ein letztes Mal steigen wir in die Gummistiefelwaschanlage, stellen die Gummistiefel zurück ins Regal und geben den kuschelig warmen blauen Expeditionsparka ab. Die Koffer werden gepackt, dann gehen wir zum Abendessen. Ein letztes Mal genießen wir das gemütliche Ambiente an Bord, während die Fjordlandschaft Spitzbergens an den Restaurant-Fenstern vorbeizieht. Unsern Ankerplatz für die Nacht beziehen wir im Tempelfjord, von dort sind es dann nur noch 25 nautische Meilen bis nach Longyearbyen, unserem morgigen Ausstiegspunkt. Hinter uns liegen 17 Tage voller unbeschreiblicher "schrecklicher" Eindrücke und Erfahrungen mit der Natur als Hauptdarsteller und uns als ehrfürchtig staunende Besucher. Ich muss zugeben: die Arktis ist eine Reise wert! Um diese Fülle von Gesehenem, Gehörten und Erlebten zu verarbeiten, wird es noch lange dauern, doch ich werde lange, lange - wenn nicht ewig -  davon zehren. Ich hoffe, dass diese einzigartige Region auch in Zukunft noch vielen Menschen ein abenteuerliches Reisevergnügen ermöglicht. Denn hier oben spürt und sieht man den Klimawandel deutlich!

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