Antwerpen / Belgien

Antwerpen mit seinen knapp 500.000 Einwohner liegt in der Region Flandern in Belgien und ist die Hauptstadt der Provinz Antwerpen. Im 15. und 16. Jahrhundert war Antwerpen eine der größten Städte der Welt und sogar die wichtigste Handelsmetropole Europas. Viele berühmte Künstler, u.a. der Maler Peter Paul Rubens, machten Antwerpen auch zu einem bedeutenden kulturellen Zentrum. Heute ist Antwerpen nach Brüssel die zweitgrößte Stadt Belgien sowie  Zentrum des weltweiten Diamantenhandels. Und: Antwerpens Seehafen ist der zweitgrößte Europas. 

Als wir aufwachen, biegt die Amera gerade von der Nordsee in den Meeresarm Westerschelde ein. Nun sind es noch rund 80 Kilometer bis Antwerpen. Die Sonne zeigt sich bereits am Himmel, auch für heute sind warme 20 Grad vorhergesagt. Von unserem Frühstückstisch im Lido-Wintergarten verfolgen wir gemeinsam mit Brigitte und Ralf das Anlegemanöver von Kapitän Jens Thorn am Kreuzfahrtterminal Steenplein. Der Liegeplatz ist optimal, von hier sind es keine 5 Gehminuten in die Altstadt von Antwerpen.

Gegen 09.00 Uhr starten wir unsere Sightseeing-Tour auf eigene Faust durch die Stadt. Im Kreuzfahrtterminal erhalten wir einen Stadtplan und weitere Infos. Leider auch die, dass die Aussichtsterrasse  im 10. Stock des MAS (Museum aan de Stroom) heute geschlossen ist. Das hatte ich schon befürchtet, denn es ist Montag, da haben alle Museen zu. Und einige Kirchen haben auch geschlossen. Die Jakobskirche mit dem Grab von Rubens (2 Euro Eintritt) sowie die Liebfrauenkathedrale (6 Euro Eintritt), UNESCO-Weltkulturerbe und einer der größten Kirchenbauwerken Europas, sind davon ausgenommen, sie öffnen heute aber erst mittags. 

Uns zieht es zunächst zum Grote Markt, dem zentraler Platz mit Rathaus und Gildehäusern und dem Brabobrunnen in der Mitte. Allerdings haben wir keinen unverbauten Blick auf den wunderschönen Platz, denn am Wochenende fand in der Altstadt das kulinarische Bollekesfeest statt und heute werden alle Stände und Bühnen wieder abgebaut. Über die Einkaufsstraße Meir erreichen wir Antwerpen Centraal, einer der schönsten Bahnhöfe der Welt. Er wird auch "Eisenbahnkathedrale“ genannt, denn er besteht aus dem eigentlichen Bahnhofsgebäude und der Bahnsteighalle mit ihrem Eisen-Glas-Dach, welches 43 Meter hoch, 186 Meter lang und 66 Meter breit ist. Ganze 6 Jahre, von 1899 bis 1905,  wurde an dem Bahnhofsgebäude im Gründerzeitstil gebaut. Der Architekt Louis Delacenserie hatte sich unter anderem an dem Pantheon in Rom orientiert. Die Bahnhofskuppel, die an die Vierungskuppel einer Kathedrale erinnert, ist stolze 75 Meter hoch. Sehr eindrucksvoll!

Weniger eindrucksvoll, eher etwas düster und nicht wirklich schön, finde ich das in Bahnhofsnähe gelegene Diamantenviertel. Die Läden sind zwar klein und fein und manchmal steht auch ein Preis an der Ware, aber ich hatte mir diese Ecke mit den ca. 1.800 Diamantengeschäften schon deutlich mondäner vorgestellt. 

Vom Oude Koornmarkt gelangen wir in den Vlaeykensgang. Diese geheime Gasse von 1591 ist die älteste Antwerpens und verbindet die Hoogstraat, den Oude Koornmarkt und die Pelgrimstraat miteinander. Sie führt durch verwinkelte Hinterhöfe, vorbei an Antiquitätengeschäften und Kunstgalerien. Früher wohnten dort die Schuhmacher der Stadt. Ein hübsches, jedoch auch etwas verstecktes Kleinod, man muss auf die Beschilderung achten.

Durch den Sint-Annatunnel gehen wir auf die andere Seite der Stadt. Dieser denkmalgeschützte Fußgängertunnel stammt aus dem Jahr 1933, ist ca. 500 m lang und verbindet das linke und rechte Ufer der Schelde. Hinunter in den Tunnel und auch wieder hinauf geht es über hölzerne Rolltreppen. Ein Erlebnis, hier ist die Zeit stehengeblieben, und kosten tut es:  nichts!

Zurück in der Stadt probieren wir dann in einem Cafe an der Liebfrauenkirche belgische Waffel, für Andreas gibt es ein belgisches Bier aus der Traditionsbrauerei De Koninck Antwerp dazu. Belgien ist zudem für seine leckere Schokolade bekannt. Im Laden des berühmten Schokoladendesigners Dominique Persoone "The Chocolate Line" (Meir 50) findet man Schokolade und Pralinen aller Art und auch hübsche  kleine Kunstwerke oder Mitbringsel. Wir können uns zum Glück zurückhalten und machen uns lieber auf den Rückweg zum Schiff.

Erneut finden wir abends im Amera-Restaurant Platz am Tisch unserer gestrigen Bekanntschaft aus Köln. Wir plaudern nett und genießen das erneut vorzügliche Essen. Der Hammer für mich ist dabei eindeutig der Nachtisch: ein Schokoladenvulkan, innen mit flüssiger Schokolade, dazu Himbeeren und Eis. Oberlecker!

Später schauen wir kurz bei der "Buddy Holly Show" an Deck in der Schöne Aussichten-Bar vorbei, dann zieht es uns der Aussicht aufs Wasser wegen wieder in die Panorama-Lounge vorne. Wir kommen gerade rechtzeitig, um erstens noch einen Platz zu bekommen und um zweitens, das Drehmanöver vom Kapitän zweimal um die eigene Achse (!) mitzuerleben. Hier am Ausgang der Schelde zur Nordsee bei Vlissingen ist kaum Schiffsverkehr und man hat genügend Platz für ein solches Manöver. Ist auch irgendwie ein Erlebnis, sich auf der Stelle, um die eigene Achse zu drehen! Und auch die Tatsache, dass wir wirklich sehr dicht an der Küste vorbeifahren. Man kann gut die Badehäuschen an den Stränden sehen und die kleinen Orte liegen zum Greifen nahe. Auch das erlebt man nur auf kleineren Schiffen....

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