Auch am zweiten Seetag sind wir früh wach. Heute steht das sog. Scenic Cruising durch den Glacier Bay Nationalpark auf dem Programm. Gestern Abend haben wir umfangreiche Informationen zum Ablauf des heutigen Tages sowie eine faltbare Karte des Glacier Bay Nationalparks in der Kabine vorgefunden.
Der hoffentlich erlebnisreiche Tag startet damit, dass bereits gegen 06.00 Uhr auf Höhe Bartlett Cove einige Nationalpark-Ranger per Boot auf die Koningsdam übersetzen. Und richtig schön ist dann, dass wir quasi von Seeottern begrüßt werden, als wir wieder Fahrt aufnehmen und in den Nationalpark einfahren. Die sehen putzig aus, wie sie sich auf den Rücken treiben lassen und uns ein ganzes Stück begleiten. Den Glacier Bay Nationalpark kann man übrigens nur per Flugzeug, Boot oder Schiff erreichen und seine 1.045 Alaska-Gletscher bedecken etwa 27 % seiner Fläche.
Auf Deck 12 oben im Crown's Nest haben die Ranger ihre Infostände aufgebaut, man kann den Stempel vom Nationalpark bekommen und sich über die Tierwelt etc. informieren. Wir haben auch von unserem Balkon einen tollen Blick auf diese einzigartige Natur, sogar einen schwimmenden Bären können wir entdecken. Immer wieder meldet sich ein Ranger mit Durchsagen, die wir auch gut auf dem Balkon verstehen und daher gar nicht unbedingt hoch oben auf's Deck müssen.
Zunächst biegt die Koningsdam in den John Hopkins Inlet ein und nähert sich langsam dem Lamplugh Glacier (Foto). Es ist einer der wenigen Gezeitengletscher im Nationalpark und bekannt für seine intensive blaue Farbe. Was für ein Anblick ist das, diesen 1,5 Kilometer breiten Gletscher mit seiner 40 Meter hohen Kante so aus der Nähe zu sehen. Näher als von der Wasserseite kommt man hier nicht ran - es ist mehr als eindrucksvoll und wir sind auch heute wieder Glückspilze, was das Wetter angeht: wir haben eine freie Sicht bis ganz nach oben auf die umliegenden Berge, das ist wirklich unglaublich und nicht immer so! Oft regnet es hier nämlich oder man hat gar keine Sicht auf die Berge.
Am Ende des Inlets erreichen wir als nächstes den John Hopkins Gletscher (Foto). Der Kapitän dreht die Koningsdam um 360°, denn hier ist Sackgasse. Zahlreiche Seeeotter schwimmen neben dem Schiff, teilweise sind auch Mütter mit ihren Jungtieren dabei. Und überall gibt es immer mal wieder auch kleine bis größere Eisschollen zu sehen.
Wir fahren den John Hopkins Inlet ein kurzes Stück zurück, um dann in den Tarr Inlet einzubiegen. Von vorne kommt uns ein anderes Kreuzfahrtschiff entgegen, mehr als 2 Schiffe dürfen sich übrigens auch nicht gleichzeitig im Nationalpark aufhalten. Am Ende dieses Inlet erwartet uns einer der bekanntesten Gletscher in Alaska, der Margerie Gletscher (Foto). Er besitzt die höchsten Eiskalbungsrate, was bedeutet, dass regelmäßig Eisbrocken ins Wasser kalben, was ein beeindruckendes Naturschauspiel sein muss. Das Erlebnis bleibt uns heute jedoch verwehrt, es bricht leider nichts von der Gletscherkante ab. Wir verweilen fast eine Stunde vor dem Gletscher, dann dreht die Koningsdam erneut um 360 Grad. Zudem ist auch vorne der Bugbereich geöffnet, um der Gletscherkante gefühlt noch ein wenig näher zu sein. Wir wechseln immer mal wieder von unserem Balkon hinauf an Deck für einen Rundumblick auf den Gletscher und genießen die Ruhe und diesen Anblick. Man kommt sich angesichts der gewaltigen Ausmaße als Mensch ziemlich klein vor diesem riesigen Gletscher vor. Wir sind einfach nur dankbar, diesen Anblick bei für Alaska wunderbarem Wetter mit Sonne und Wolken bei 9 Grad erleben zu dürfen. So faszinierend und schön hatte ich mir die Durchfahrt hier vorher wirklich nicht vorgestellt!
Zurück in Bartlett Cove setzen die Ranger wieder in ihr Boot über und wir machen uns nun auf den Weg nach Ketchikan, unserem morgigen Ziel. Passend dazu fängt es nach Ausfahrt aus dem Nationalpark an zu regnen, daher flüchten wir ins Innere des Schiffes für ein leckeres Crepes mit Beeren im Grand Dutch Café.
Zum Aperitiv im Crows Nest treffen wir uns mit der Gruppe wieder und Andreas und ich testen erstmals den leckeren Cocktail Klondiker, sehr zu empfehlen, auch wenn er 12 Dollar kostet und wir daher noch einen kleinen Aufpreis zahlen müssen, denn unser Getränkepaket deckt nur Getränke bis 11 Dollar ab. Zusammen gehen wir danach zum Gala-Dinner in den Main Dining Room. Tja, ganz ehrlich unter Gala-Dinner hatte ich mir schon etwas mehr vorgestellt, zumindest wenn man so etwas von anderen Reedereien kennt. Es gab nicht mehr Gänge als sonst zur Auswahl auf der Menükarte, das Essen schmeckte gut, aber es war nichts Besonderes. Auch "Dressy" war kaum jemand gekleidet, auf Alaska-Touren scheint das mit dem Dresscode auch legerer gehandhabt zu werden. Es ist ja auch nur eine Empfehlung und keine Vorgabe. Einige liefen tatsächlich total schick im Abendkleid oder Anzug herum, es gab aber auch Passagiere, die gekleidet waren, als kämen sie gerade vom Landgang. Nach einem kleinen Absacker genießen wir dann die Ruhe in der Kabine zum Abschluss dieses sehr interessanten Tages.