4. Tag: Kom Ombo-Assuan

Noch in der Nacht erreichen wir Assuan, die südlichste Großstadt Ägyptens. Ein Ort wie aus dem Bilderbuch und wegen seines trockenen Klimas bereits im vorigen Jahrhundert als Winterkurort geschätzt. Archäologisch interessant ist der Ort aber auch, da sich hier hier Granit- und Alabastersteinbrüche befinden, in denen das meiste Baumaterial für die Tempel gewonnen wurde.

In einem dieser Steinbrüche besichtigen wir als erstes früh morgens den aus Rosengranit hergestellten unvollendeten Obelisken - man hatte aufgehört, an ihm zu arbeiten, weil er gebrochen war. Mit einer Höhe von 41,75 Metern auf einer Basis von 4,2 × 4,2 Metern sowie einem Gewicht von etwa 1168 Tonnen wäre er bei Fertigstellung der größte Obelisk des Altertums gewesen. Aber auch liegend und unvollendet ist er ein sehenswerter Anblick! Seit 1979 steht er zudem auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO.

Danach fahren wir zum zwischen 1960 und 1971 errichteten Nasser-Staudamm , 13 km südlich der Stadt. Durch dieses Bauwerk wird der Nil zum 500 km langen und im Schnitt 10 km breiten Nassersee aufgestaut, der sich weit in den Sudan hineinstreckt. Der Damm ist 111 m hoch und hat eine Kronenlänge von 3830 m. Der Sockel im Flussbett ist 960 m dick. Mit dem hier verwendeten Baumaterial hätten 17 Pyramiden errichtet werden können! Aber auch die von 1899 bis 1902 errichtete alte Staumauer, die man von hier gut in der Ferne erkennen kann, hatte bereits beachtliche Ausmaße. Mit ihrer Kronenlänge von über 2 km galt sie damals als längste Talsperre der Welt. 

Der Stausee hatte für die Bewohner am Nil Vor- und Nachteile: Überschwemmungen gab es nicht mehr, so dass 3 x im Jahr geerntet werden konnte. Jedoch wurden für den Bau auch zahlreiche Orte und Bauwerke umgesiedelt.

 Eine weitere Sehenswürdigkeit in der Nähe ist der Isis-Tempel von Philae. Auf der Insel Philae wurde Isis, die Göttin der Liebe verehrt und ihr Heiligtum gilt als eines der schönsten in Ägypten. 

Ursprünglich befand sich der Tempel auf der gleichnamigen Insel, die seit der Fertigstellung des alten Assuan Dammes jedoch unter Wasser stand. Von 1972 bis 1980 wurde die gesamte Tempelanlage (44.000 durchnummerierte Steinblöcke) abgebaut und auf der höher gelegenen Insel Agilkia wieder aufgebaut.

Ein Erlebnis ist schon die Anfahrt mit dem Boot.  Der Fluss umspült hier Inseln und Felsbrocken, Katarakte sind zu sehen. Durch dieses hartes, felsiges Granitgestein, das durch Stromschnellen gebildet wird und aus dem Flussbett ragt, ist der Fluss hier nicht schiffbar.  Wir fahren mit dem Boot um die Insel herum und erreichen die Südspitze, wo schon die Pilger zu früherer Jahrtausende angelandet sind. 

Um das Hauptgebäude für die Göttin Isis stehen weitere kleine Bauwerke und Säulengänge. Auch hier findet man wieder sehr schöne Reliefs, die die Legende um die Ermordung von Isis-Gemahl Osiris durch dessen eifersüchtigen Bruder Seth erzählt. Die Leichenteile verstreute Seth über das ganze Land. Isis machte sich auf die Suche nach den Leichenteilen, in der Hoffnung, Osiris wieder zu beleben. Auf Philae soll sie das Herz gefunden haben. Die Wiederbelebung gelang zwar nicht, doch dank der magischen Hilfe der Götter wurde Isis von Osiris schwanger und gebar den Falkengott Horus (dessen Tempel haben wir ja bereits gesehen). Spannend, oder?

 

Nach dem Mittagessen starten wir mit dem Segelboot direkt vom Schiff aus mit 5 weiteren Gästen der "Jaz Crowne", die neben uns liegt, zu "Land und Leuten", denn wir werden uns ein typisches nubisches Dorf ansehen. Auf dem einstündigen Weg dorthin kommen wir gleich am kolonialen Old Cataract Hotel vorbei. Hier auf der Terrasse hat Agatha Cristie "Tod auf dem Nil" geschrieben. Gegenüber mitten im Nil befindet sich "Kitchener Island" mit dem Botanischen Garten, hier gibt es übrigens kubanische Königspalmen zu sehen. Man erkennt sie an ihrer Höhe und an den ganz weißen Stämmen.

Unsere Fahrt geht weiter durch Naturschutzgebiet, ein kleines, aber natürlich heißes (!) Lüftchen weht, was nicht so gerade Abkühlung bringt - es sind ja auch 45 Grad.

Die Nubier sind ein dunkelhäutiges Volk, sie waren ebenfalls Leidtragende des Staudammbaus und wurden umgesiedelt. An Land sehen wir farbige kleine Häuser, die Wege sind sandig, eine richtige Straße gibt es nicht. In einem Schulgebäude erhalten wir eine kleine Lextion des Alphabetes auf nubisch, denn das Volk hat seine eigene Sprache. An vielen Häusern sehen wir Krokodilköpfe über der Tür. Und 2 echte Krokodile in einem Käfig sehen wir dann auch noch, als wir auf der Terrasse eines Einheimischen zum Minztee eingeladen sind.  

Zurück auf unserem Schiff haben wir noch genügend Zeit, alle Eindrücke von Tempeln und Bewohnern sacken zu lassen, dann lassen wir den Abend bei einem sehr schmackhaftes Essen ausklingen.

Und dann heißt es schlafen, denn morgen starten wir bereits um 03.30 Uhr in die Wüste. Was uns da wohl erwartet?

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