St. Petersburg/Russland 12.07.15

1703 gilt als das Geburtsjahr von St. Petersburg. Als die Festung Peter und Paul zum Schutz des Flusses Newa fertiggestellt war, begann der Bau der Stadt auf 42 Inseln. 1712 wurde St. Petersburg Hauptstadt des Russischen Reiches. Berühmte Baumeister errichteten die noch heute zu bewundernden Prachtbauten, z.B. den Winterpalast. Heute ist hier die berühmte Eremitage untergebracht. Mit der Oktoberrevolution kam das Ende für die Zaren und die Hauptstadtrolle. Die Regierung zog nach Moskau. 

St. Petersburg hat 5 Millionen Einwohner und ist die viertgrößte Stadt Europas bzw. die nördlichste Millionenstadt der Welt. Die historische Innenstadt mit ca. 2.300 Palästen, Prunkbauten und Schlössern ist UNESCO-Weltkulturerbe. Bezahlt wird mit dem Russischen Rubel (RUB), 1 Euro = 57 RUB

Bei ziemlich windigem und kalten Wetter (11°C, gefühlt deutlich weniger) machen wir morgens im Kreuzfahrtterminal Port Marine Facade  (5 km außerhalb)  gegenüber der dort bereits seit gestern liegenden "Eurodam" der Holland America Line fest.

Zum ersten Mal in Russland, ich bin gespannt und freue mich auf die 2 Tage hier. Sich in diesem großen Land zu bewegen, ist aber nicht so einfach: man ist der Sprache/Schrift nicht mächtig und man benötigt ein Touristen-Visum (was teuer und zeitaufwendig zu beschaffen ist), wenn man auf eigene Faust los will. Alternativ kann man einen Ausflug  mit TUICruises oder mit einem örtlichen Anbieter machen, dann hat man diese beiden "Probleme" nicht. 

Bei meinen Recherchen im Vorfeld bin ich auf Sergej Marchuvkov gestossen, dessen Touren auch in diversen Foren sehr empfohlen werden. Die Ausflüge finden Kleingruppen von max. 8 Personen in deutscher Sprache statt, man kann in Euro bezahlen und als Visum reicht ein sog. Tourticket, das er auch beschafft. 

Mit diesem Tourticket und dem Reisepass gehen wir früh genug von Bord Richtung Zoll. Wir müssen nicht lange warten, denn die meisten Ausflügler sind schon früh von Bord. Ein kurzer prüfender Blick, das Tourticket angesehen, Stempel in den Pass und das war's - ging zügig und ohne Probleme. Kurz vor 10.00 Uhr werden wir von unserer Reiseleiterin Anna mit Namensschild abgeholt. Sie führt uns und weitere 3 Paare zu unseren Kleinbus mit Fahrer Andrej. Die beiden werden uns also heute und morgen die Schönheiten von St. Petersburg zeigen. Anna spricht perfekt Deutsch, Andrej kann nur ein paar Wörter. 

Zunächst fahren wir ins Stadtzentrum ans Ufer der Newa. Hier steigen wir um in ein Ausflugsboot, um mit weiteren Gästen aus Sergejs Gruppen die Stadt  von der Wasserseite kennen zulernen. Natürlich sind ein paar Nörgler dabei, denen es zu kalt ist. Aber es gibt Decken und es regnet nicht . Wir sehen die Peter-und Paul-Festung auf der einen Seite sowie Eremitage (eine Besichtigung dieser berühmten Kunstsammlung heben wir uns für ein ander Mal auf, man braucht dafür sehr viel Zeit!), Blutskirche, St. Isaaks-Kathedrale auf der anderen Seite. Dann fahren wir mit dem Boot auch richtig in die Stadt rein, ein toller Anblick - es gibt ganz viele Nebenkanäle und man fühlt sich ein wenig wie in Venedig. Nicht nur wegen der Brücken, sondern auch wegen der unzähligen Paläste. Hier eine Residenz, da eine versteckte Gartenanlage - toll, das hatte ich so gar nicht erwartet. 


Nach der Bootstour steigen wir wieder um in unseren Kleinbus. Es geht auf die andere Newa-Seite auf die Haseninsel - dort liegt die St. Peter und Paul Festung, eine Festungsanlage aus dem 18. Jahrhundert. Sie ist Ursprung und historisches Zentrum von St. Petersburg und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. In der Kathedrale läuft gerade ein Gottesdienst, den man im Innenhof auf einer großen Leinwand verfolgen kann. Wir aber wollen woanders hin: Zum 12 Uhr-Schuss. Jeden Tag pünktlich um 12 Uhr mittags wird aus Kanonen ein Schuss abgefeuert. Diese Tradition stammt aus früheren Zeiten und diente ursprünglich dazu, den Stadtbewohnern die Uhrzeit mitzuteilen.. Ganz schön laut der Knall! 

Apropos Mittag: Zum Mittagessen besuchen wir danach eine Art Schnellrestaurant. Sie zwar von außen nicht schön aus und liegt mitten in einem Gewerbepark (das dazugehörige Einkaufszentrum ist riesig und hat nur mal eben 50 (!) Kassen). Aber: Es gibt Blinis, -eine russische Spezialität -  gefüllte Pfannkuchen, süß oder mit Fleisch, Gemüse etc. Unbedingt probieren, wenn man in Russland ist, sehr zu empfehlen.


In Puschkin, ca. 25 km südöstlich, befindet sich der Katharinenpalast. Die Wohnanlage wurden von dem Architekten Johann-Friedrich Braunstein 1718 bis 1724 erbaut. Er wurde von Katharina I. gebeten, einen Sommerpalast für sie und ihre Freunde zu entwerfen. Im 2. Weltkrieg wurde der Palast fast vollständig zerstört und die Aufbauarbeiten dauern bis heute an. 

Wow, das ist ein Anblick, diese Dimensionen der Gebäude, ein riesiges Gelände, dann die Verzierungen an den Fassaden und die Farben. Optisch eine sehr sehenswerte Zarenresidenz. 

Nachdem wir zur Innenbesichtigungen Überschuhe anziehen mussten, um das Parkett nicht zu beschädigen, führt uns Anna durch die verschiedenen Räume des Palastes. Man sieht große Räume mit viel Blattgold und unterschiedlich farbig gestaltete Zimmer. Und dann stehen wir in der originalgetreuen Nachbildung des verschollen Bernsteinzimmers. Leider darf man hier nicht fotografieren. Der Raum ist sehr beeindruckend, obwohl nicht allzu groß, die Wandverkleidungen bestehen alle aus Bernstein. 

Zum Abschluss machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch die wunderschöne Parkanlage des Katharinenpalastes, damit endet unser Tagesausflug für heute und wir werden wieder zum Schiff gefahren. Ja, aber nur um etwas zu essen und dann um 20.00 Uhr wieder abgeholt zu werden: St. Petersburg bei Nacht wartet auf uns und noch 2 anderen aus der Gruppe. 

St. Petersburg hat abends ein ganz anderes Gesicht. Die Gebäude und Brücken sind alle sehr schön erleuchtet - eine ganz andere Atmosphäre. Wir verschaffen uns als erstes einen Überblick von oben auf die Stadt - und zwar vom Turm der St. Issakskathedrale. Sie ist die größte Kirche der Stadt (gigantische 111 m lang, 97 m breit, 101 m hoch) und einer der größten sakralen Kuppelbauten auf der Welt. Die Hauptkuppel ist vergoldet, in der Kirche finden bis zu 10.000 Menschen Platz. Nach 236 Stufen auf einer engen Wendeltreppe genießen wir den Rundumblick in der Dämmerung. Zu Fuß gehts danach Richtung Schlossplatz mit der Eremitage und Winterpalast, weiter an kleinen Kanälen zur Hauptflaniermeile Newski Prospekt. Flaniermeile bedeutet allerdings KEINE Fußgängerzone, nein, hier sausen die Autos auf 3 Spuren je Richtung. Aber natürlich findet man hier tolle Kaufhäuser, Delikatessenläden und Cafes. Obwohl heute Sonntag ist, haben die Geschäfte bis Mitternacht geöffent - entsprechend viel los ist hier. Nach einer kleinen Cappuchini-Pause im Buchladen-Cafe im Singerhaus fährt Andrej uns im Bus auf die Wassili-Insel hinüber. Auch von hier sie die andere Stadtseite schön beleuchtet aus, auf einem Platz tanzen die Einheimischen. Wirklich eine ganz andere Stimmung als tagsüber und ein komplett anderes Gesicht der Stadt. Gegen 23.30 Uhr sind wir dann wieder zurück auf der Mein Schiff 4.

Wir fallen ins Bette, denn morgen gehts ja wieder los: Tag 2 St. Petersburg mit Anna und Sergej

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